STAY by Helena Hunting
Autor:Helena Hunting
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: LYX.digital
veröffentlicht: 2018-07-13T00:00:00+00:00
13
JOBS FÃR DIE ARBEITSLOSEN
Ruby
Vorerst ist das Thema Wohnen vom Tisch. Das ist beruhigend, weil ich bei dem Gedanken, wie es nach Bancrofts Rückkehr weitergehen soll, schon fast im Panikmodus war. Ich wünschte, die Zeit würde nicht so schnell vergehen.
»Okay, also weiÃt du erst mal, wo du wohnen kannst. Das ist gut.« Amie klingt beruhigt.
Ich nicke, auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob die Situation wirklich so gut ist.
Bancroft lässt mich bei sich wohnen, bis ich eine neue Bleibe gefunden habe. Was verglichen mit den Alternativen natürlich die beste Lösung ist. Bis jetzt war ich auch durchaus optimistisch, obwohl mittlerweile meine Sorge wächst, dass ich doch nach Rhode Island zurückgehen und für meinen Vater arbeiten muss.
Darüber hinaus fühlte sich das ganze Flirten und Geplänkel mit ihm viel vertretbarer an, als es noch ein festgelegtes Datum für meinen Auszug gab. Als sein zeitweiliger Tiersitter schien es harmlos, sich darauf einzulassen. Jetzt, wo ich seine Mitbewohnerin sein werde, bin ich mir nicht sicher, wie harmlos es wirklich sein wird. Es könnte ziemlich vertrackt werden, vor allem wenn wir uns doch nicht verstehen sollten und ich weiterhin gezwungen wäre, hier zu wohnen.
»Und mit den Jobs wird es auch gut laufen. Morgen ist das nächste Vorsprechen, oder? Es wird schon alles klappen.« Irgendwie klingt Amie jetzt genau wie ich.
»Und ich habe auch noch ein paar Vorstellungsgespräche für andere Jobs.« Ich bin froh, dass wenigstens einer von uns optimistisch wirkt.
Sie nippt an ihrem Gesundheitstee. Seit Kurzem hat sie ein Programm zur gesunden Ernährung, was für mich eher wie eine Diät klingt. Was völlig lächerlich ist. Amie ist klein und zierlich. Sie hat von Natur aus eine Modelfigur und musste kaum etwas dafür tun oder auf ihr Gewicht achten. Was sie aber seit einiger Zeit dennoch tut, und ich denke, das hat mit Armstrongs fortwährenden dummen Sprüchen zu tun. Je mehr ich ihn kennenlerne, desto unsympathischer wird er mir. »Wo bewirbst du dich?«
»Zum einen in einem Restaurant und dann in einem Café. Ich brauche einfach Geld, um über die Runden zu kommen.« Bislang habe ich es vermieden, mich in Nachtclubs zu bewerben, weil ich nicht schon wieder in eine Situation geraten wollte, in der ich angemacht werde.
»Oh.« Amie sieht mich missbilligend an. »Ich könnte doch Armstrong bitten, dir einen Job zu besorgen.«
»Danke, aber lieber nicht.« Wenn Armstrong mir einen Job besorgt, wird mein Vater das erfahren, und das will ich nicht.
»Komm schon, Ruby. Es wäre doch nur solange, bis du endlich die Rolle bekommst, die du verdienst.«
Ich schlürfe meinen Kaffee. Momentan brauche ich alle Energie, die ich bekommen kann. Bevorzugt in flüssiger Form. Dann werde ich mich wieder daran machen, meinen Lebenslauf zu verteilen und mich um Jobs zu bewerben, die eher für eine Collegestudentin geeignet sind.
»Wie wird das nach Bancrofts Rückkehr weitergehen? Ich kann zwar noch eine Weile bei ihm bleiben, aber letztendlich muss ich einen Ort zum Wohnen finden, der nicht sein Gästezimmer ist.« Wie beispielsweise sein Schlafzimmer.
»Du wirst schon was finden.«
Ich bin mir da nicht so sicher, aber damit will ich Amie nicht belasten.
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